time/zones

Beschreibung

time/zones – der dritte Teil einer Projekt-Reihe, die sich mit den labyrinthisch verfaßten Strukturen des Zeiterlebens befaßt – ist eine frei begehbare Live-Installation mit einer sich auf 3 Tage verteilenden Gesamtlaufzeit von exakt 24 Stunden.

Anläßlich des 100sten Geburtstags von John Cage am 5. September 2012 ist time/zones eine doppelte Hommage: Einerseits widmet sich das Projekt den Merkwürdigkeiten und Widersprüchen der weltweiten Zeiteinteilung, die bisweilen frappierende Analogien zu Cages flexiblem kompositorischen Umgang mit Zeit ausweist. Andererseits unternimmt time/zones Streifzüge durch ein Jahrhundert der politischen, kulturellen und alltäglichen Ereignisse, die zufällig mit Cages Geburtstag zusammenfallen, um sie – frei nach einem Gedanken des Jubilars, daß schon alles, was sich in einem zerstreuten Zustand befinde, zusammenpaßt – mit biographischen Anekdoten aus seinem Leben zu verbinden.

Umgeben von einer weitläufigen transluzenten Installation aus geschwungenen Wellpolyester-Wänden, stellt eine Performerin historische Film-Dokumente von Taxifahrten in die Schützengräben der Champagne (1914) mit Cages ersten musikalischen Versuchen an seinem zweiten Geburtstag ebenso in einen plausiblen Zusammenhang wie die Entdeckung des Penizillins (1928) mit seiner lebenslangen Pilzleidenschaft. Sie erzählt von versteckten Zufallsoperationen bei den Beatles (1968), einer abstrusen Währungsreform in Burma (1977), oder erläutert die sich über den Äther verbreitenden Koinzidenzen zwischen dem beginnenden Ende des Kalten Kriegs, einem kalifornischen Rock-Festival und der Uraufführung einer Radiokomposition von Cage (1982) ... Ein Performer berichtet von Recherchen zu und Korrespondenzen mit dem Widmungsträger von Cages (karto-) graphischer Zufallskomposition Variations IV, auf deren Folie für time/zones eine audiovisuelle Materialsammlung im Worldwideweb entstanden ist ... 12 Musiker – sie sitzen vereinzelt zwischen großformatigen Videoprojektionen, die das Markttreiben in Marakesh oder Kashgar, Stadtrundfahrten durch Johannesburg oder eine Provinzstadt am Amazonas, ein Jahrhundert-Unwetter im argentinischen Cordoba oder einen Ölkonvoi an der algerisch-malischen Grenze zeigen – spielen im Verlauf der extensiven Performance zwei einstündige Versionen von Cages Komposition Atlas Eclipticalis, die auf der namensgleichen Sternenkarte beruht.

Das Ambiente der Live-Installation wird von abrupten Los-bestimmten Lichtwechseln und langsamen Aufhellungen durch farbige Gasentladungslampen ebenso getragen wie von einem 6-kanaligen Soundscape, das in einem vielschichtigen klangelektronischen Transformationsprozeß aus dem Fundus der Internet-Sammlung entstanden ist. Es integriert künstlerische Beiträge sogenannter Relais-Stationen – elektronische wie instrumentale Kompositionen, Field Recordings und Improvisationen, aber auch Videoarbeiten, Konzert- und Performance-Live-Schaltungen – aus vielen Zeitzonen der Welt.