LOSE COMBO's BLOOMSDAY

Beschreibung

Am 16. Juni 2004 wurde weltweit der einhundertste Bloomsday begangen - jener literarische Feiertag, der daran erinnert, daß James Joyces Jahrhundertroman Ulysses am 16. Juni 1904 spielt. An jenem Tag durchlebt die Romanfigur Leopold Bloom nicht weniger als eine Odyssee durch das Universum abendländischer Kulturgeschichte, die (ohne science fiction zu sein) weit in die Zukunft der sogenannten Neuen Medien reicht.

Auf Streifzügen durch Berlin, Basel und durchs worldwideweb, aber auch in den "alten Medien" Zeitung, Radio und Fernsehen werden am 16. Juni 2004 für LOSE COMBO's BLOOMSDAY alle möglichen Ulysseischen Widergänger gesammelt, empfangen, aufgezeichnet und gespeichert.
Exakt 100 Tage später sind die aufbereiteten Materialien in einer vielschichtigen Medienperformance aus Klang, Licht, Video und Text inmitten einer voluminösen Installation aus Steinwolle in der Parochialkirche in Berlin-Mitte zu sehen.

Nach Maßgabe des Joyceschen Credos allgegenwärtiger Koinzidenz finden in LOSE COMBO's BLOOMSDAY noch die disparatesten Dinge nebeneinander Platz: ein fiktionaler Vortrag, der sich der Telegraphie im 21. Jahrhundert widmet; John Lennons Ballade Love, die als Karaoke mit Harfenbegleitung zu hören ist; kurze Texteinwürfe, die aktuelle Fragen der Biometrie anhand einiger Episoden der Erblindung Joyces erörtern; Morton Feldmans selten aufgeführte Komposition Clarinet & String Quartet, die vor einer Projektion des schwankenden Berliner Funkturms erklingt. Aus den entlegensten Ecken des hohen Gebälks der Kirche sind manchmal radiophone Morsezeichen zwischen ruhig bewegten Tonband-feedbacks zu vernehmen und einmal segeln - beinahe unbemerkt - Wattebäuschchen von dort herab...

LOSE COMBO's BLOOMSDAY ist der erste Teil der langfristig angelegten Projekt-Reihe CHANCES | CHANCEN, die sich in Performances, Konzerten, Klang-, Video- und Lichtinstallationen den Geistergeschichten der Medien widmet. Dabei werden gerade jene vermeintlich abwegigen Phänomene beschworen, die in der Erfolgsgeschichte des technischen Fortschritts bis heute verschwiegen werden.