HYDRA'S TRACES

Beschreibung

HYDRA'S TRACES eröffnet eine langfristig angelegte Projekt-Reihe, die sich in Hybridformen aus Performance, Installation und Konzert mit der labyrinthisch verfaßten Struktur des Zeitvergehens beschäftigt.

In einer Bühneninstallation aus papierleichten halbtransparenten Polyester-Vlies-Bahnen und millimeterschmalen spiegelnden Folien-Streifen, in der sich die mehrseitig projizierten Videobilder endlos scheinender Wälder brechen, findet HYDRA'S TRACES als ein ausgedehnter zweiteiliger Konzert- und Performance-Abend statt, der die Erfahrung linearen Zeitvergehens radikal auf die Probe stellt.

Nach einem kurzen Prolog, der die manifeste Zeitstruktur des 3-stündigen Abends offenlegt, beginnt die Suche nach einigen Fährten des ewig wuchernden Ungeheuers zunächst mit dem Konzert von Morton Feldmans programmatischer 90-minütiger Komposition Crippled Symmetry: eine Suche, die sich nicht nur in den repetitiven und permutativen Verzweigungen der voneinander unabhängigen instrumentalen Stimmen Bahn bricht, sondern möglicherweise auch in den Zwischenräumen sich zeitweise verlierender Gedanken ihrer Hörer.
Das Konzert ist als ein fortwährender Crossfade aus dem nachlassenden sommerlichen Abendlicht und den zunehmend deutlicher zu erkennenden Videoprojektionen zu erleben, bevor es inmitten monochrom-gelben Natriumdampflichts unvermittelt mit einem stillen Schnitt endet.

Nach einer ausgedehnten Pause zum Einbruch der Dunkelheit findet die Spurensuche in einer 50-minütigen Performanceinstallation ihre Fortsetzung: Umgeben von permanent schwankenden, vielfach geschichteten Videobildern und einem bewegten 6-kanaligen Klangraum aus artifiziellen Geräuschen, drückend-wabernden elektroakustischen Clustern und wenigen radiophonen wie populär-musikalischen O-Tönen, verfolgen zwei Performer in ihren Textbeiträgen diverse Fangarme des mythologischen Monsters: Heiner Müllers Text Herakles 2 oder die Hydra erhellt dabei kurze quasi-biologische und astrophysikalische Einlassungen (und umgekehrt), wie die streng-kanonische Struktur der 2-stimmigen Invention, c-moll von Johann Sebastian Bach, die sich im Kontext der Performance als musikalische Hydra zu erkennen gibt.